Entzweit Einst waren wir alles, heut spalten wir uns, ohne Ausgleichsworte hier – ohne Emotionen da. Ergreifen stets die Flucht, besiegeln Oberflächlichkeit, starren ins Ungewisse, doch wir leugnen’s. Kalt sind die Blicke, träge die einsamen Worte, Gedanken nur unterbewusst und Träume vergessen. Wir spekulieren umher, ohne Erkenntnis, der Sinnlosigkeit zuliebe und dem Hass des Verdrängens.…
Verrechnet Wer alt wird, denkt nicht mehr an Schuld, der Geist spürt nichts als Ungeduld: Die Ruhezeit, täglich aufgezehrt, er verliert Substanz, gewinnt an Wert. Der alte Ballast ist egal, Erinnerungen schmecken schal: Am besten einen Haken dran und noch gelebt, so gut man kann! Was mancher junger Mensch verschlief, macht ihn im Alter hoch…
Einst war ich deine Schachfigur, geschoben allein in dem Sinnen, Partie auf Partie zu gewinnen, zu sichern dir die Siegestour. Ich zog als Bauer, Läufer, Turm, im Rösselsprung durch Lebensfelder und wurde als Dame alt und älter, und war für dich nur noch ein Wurm. Du holtest dir Ersatz ins Haus für unverblühte Siegeszüge, die…
Sommerbote Endlich steigt das Thermometer und die Sonne brennt auf’s Dach, Dunkelheit kommt täglich später, Lebensgeister werden wach. Frisch umhüllt von Leichtgewändern wird Balkonien“ schmutz befreit, und an den Metallgeländern, die Blumenpracht entlang gereiht. Bunte Schirme, bunte Liegen, eisgekühlter Erdbeerwein: Endlich zieht das Frühjahr ein und erklimmt die Sonnenstiegen! Wenn bei dreißig Grad im Schatten…
Ich träumte in der letzten Nacht, dass mir ein Zahn Beschwerden macht. Erst bog er sich nur hin und her, dann wackelte er leider sehr und trieb sein Spielchen allzu bunt… verlor den Halt und lag im Mund. Zum Glück hab ihn nicht verschluckt und blutgerötet ausgespuckt. Ich putze ihn nun etwas blank, und plötzlich…
Dämon, wenn wir uns begegnen Den Weg verloren, irregeführt bei Anbruch einer wilden Nacht, das Herz war mir mit Angst umschnürt, vor einer bösen, fremden Macht. Ich fühlte es in Bein und Mark: Ein Dämon war gefährlich nah, sein Schweiß, sein Atem rochen stark, da sagte ich zum Kämpfen: Ja! Der Dämon hielt sich lang…
Wort- Wahl Ich habe dir ein Wort geschrieben: Es war in meinem Hals geblieben, als wir das letzte Mal uns sprachen. Ich wollte es drei Tage schlucken; Ich wollte es drei Tage spucken. Es weigerte sich mitzumachen. Jetzt habe ich die Zeit gefunden und eine Seite mich geschunden. Dir dieses eine Wort zu schreiben. Es…
So geh‘ ich denn Sind so lang die Schatten hinter jedem Wort, das wir für uns hatten, hier und bei dir dort. Sind so schwer die Träume, sie schlagen dir ins Herz, wenn ich nicht mehr reime, fliehen sie himmelwärts. Sind sie auch süß, die Lieder, die ich für dich sang. So hörst du sie…
Deich deines Lebens Jahre vergehen und Gezeiten gleich rauscht und braust oder schweigt es umher. Vom grünen, einem salzigen Lebensdeich scheint einem das Meer bei Ebbe so unfassbar leer. Doch angepasst an den Zuge des Wassers sind die dort wuseln auf feuchtem Grund: Glänzende Steine und Schatz-Gebilde tummeln sich heiter und Muschel bunt. Die kommende…
Ausgesetzt Ob Jemand mich hier findet, mein Schicksal bald entdeckt? Mich von der Leine bindet und meine Wunden leckt? Der Zug ist abgefahren, habe kein Zuhause mehr. Es hieß: Wir müssen sparen.“ Doch Ich liebe Euch so sehr! Ich würde mit Euch reisen zum Ende dieser Welt, würd‘ nur noch Reste speisen, weil’s kostet wenig…
Der Baum Er passt sich den Stürmen stets an. Biegt sich hin und her, weil er’s kann. Er kann mit dem Wind gut umgehen, den Unwettern fest widerstehen. Weil er biegsam und sanft sich bewegt, mit dem Wind und ihm nicht widerstrebt, sich zu kümmern, zu ächzen, zu stöhn, denn er weiss: in die Tiefe…
Du Du bist ein Seelenfresser, in deinen hungrigen Augen steht Jagd. Du bist ein Niemandsland-Vermesser, hüllst dich in Schwarz, auch wenn es tagt. Du bist ein Traumbild-Fänger plünderst hinter fremder Stirn, und möchtest als Schlafliedsänger über so manche Grenzen führ’n. Bist ein Sternenhimmelwächter, und bannst, was immer möcht‘ empor. Bist ein Hilferufverächter, kein Flehen je…
Mein ist dein ganzes Herz, ein Liebesbrief? Ich kann es nicht! Ich kann es nicht mehr und entdeckte dich. Dort sah ich sie, deine Kassiopeia. Sie wächst, sie schlingt! Ja, Ich schaute hinter deine Schlingpflanzenfassade. Wie lange frisst sie dich noch? Wie lange dreht sich ihr Universum noch? Du glaubst, solange dir der Efeu noch…
Zeit Ich falle zitternd aus der Zeit , die Welt, sie hat mich abgehängt, der Tag zu schnell, die Nacht zu weit, dazwischen Ewigkeit, verschenkt. Ich falle aus der leeren Stunde und finde mich in diesem Raum, die Erde hetzt auf ihrer Runde, die Wirklichkeit, Sekunden-Traum. Ich seh mich winzig, ausgebrannt, in meilen hoher Halle…
So zart des Menschen Herz So zart des Menschen Herz- Ein Anblick nur – es verdunkelt. Ein Moment nur – es erfriert. Ein Wort nur – es zerfällt. Eine Geste nur, in den Abgrund es stößt. Ein Blick nur, es zu töten vermag. So zart des Menschen Herz – Ein Anblick nur – es erstrahlt.…
Ich will dich Es ist nicht Liebe, sondern Wille, der mich an deiner Seite hält, statt Honig wählte ich die Pille, die bitter schmeckt, doch Kräfte stählt. Wem nützen Lüste und Ekstasen, aus denen man allein erwacht, die platzen wie die Seifenblasen nach einer schwül durchlebten Nacht? Du bist nicht schön und wenig rege, nicht…
Duett An einem Maientage voll Wiesenpracht, noch keusch der Morgen, blau mit blau verstrickt, hat eine Elfin, keck und unbedacht gelacht, ein Schmetterling … vertaumelt sich beglückt. Da wandert leicht ein sonn’geküsster Hirt, mit seiner Herde, lockend pfeifend her, und achtet, dass kein Lämmchen sich verirrt… mit bangem Herz, von irgend etwas schwer. Der Pfeifer…
Hier Dein Blick ist es gelegentlich, der wie ein Frühlingswind, den Raum zu füllen, mit warmem Willen Lust zu stillen… wohl über meinen sinnt. Das weiß jedoch nur ich, nur ich. Und meine Seele ruht nur hier, wo Zärtliches entspringt… in stillen Quellen, zu wilden Wellen anzuschwellen, von dort herüber klingt. Das sage ich nur…
Ursprung und Ende Das Universum ist uralt und Du sitzt mitten drin. Betrachtest Sterne, Berge, Wald und fragst Dich nach dem Sinn. Nimmst Dich und Dein Bewusstsein wahr, ob Arme oder Reiche, vor Dir warn auch schon andere da, die fragten sich das Gleiche. Ist man sich selbst der eigne Sinn im endlos großen Ganzen?…
Keine Leichtigkeit mehr Ich gab dir Leichtigkeit, Du mir Schwere, zurück blieb in mir letztendlich “ Leere,“ Ich kann’s immer noch kaum fassen, trotzdem kann ich dich nicht hassen. Ich gab dir Leichtigkeit, etwas was ich selbst vor Langem verlor, ich armer Tor. Durch dich habe ich sie wiedergefunden, und gab sie dann dir in…