Ich sah ihn wieder, jedes Jahr,
den Knirps im dicken Jäckchen,
die Lippen blau, die Augen klar
und rot die beiden Bäckchen.
Er saß im Kinderkarussell fast
immer auf dem Pferdchen mit
Sattel aus gewebtem Fell, und
Oma fragte: „Gerdchen …
willst du noch mal?“ Er nickte
nur, sie zahlte am Kabäuschen,
so fuhr er bald die fünfte Tour
und war ganz aus dem Häuschen.
Jetzt steht er an dem Glühweinstand,
ein Jüngling, hochgewachsen, nicht
„Gerdchen‘, sondern „Gerd“ genannt:
Kein Kerl, mit dem zu flachsen.
Er hält ein Mädchen an der Hand,
küsst es auf Mund und Wangen,
mir scheint, er schnürt ein festes
Band – ich spüre sein Verlangen.
So lebt Geschichte weiter fort
zu immer gleichen Weisen,
und neuem Bild an altem Ort:
Station auf Lebensreisen.

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